Fernheizwerk Neukölln AG beschließt Ende der Steinkohlenutzung
Im Rahmen der virtuellen und – anders als bei nahezu allen anderen börsennotierten Aktiengesellschaften – trotz oder gerade wegen Corona interaktiv gestalteten Hauptversammlung am 11. September 2020 haben Vorstand und Aufsichtsrat der Fernheizwerk Neukölln AG beschlossen, die Steinkohlenutzung im Fernheizwerk Neukölln bis 2025 zu beenden. Für den dafür notwendigen Umbau des Standortes im Rahmen der „Strategie 2025“ sind Investitionen in Höhe von rund 65 Mio. Euro geplant.
Alf Geßner, Vorstand der FHW Neukölln AG, erläutert: „Ich bin sehr froh, dass unser Aufsichtsrat dem Vorschlag und der Strategie zum Ausstieg aus der Kohlenutzung nicht nur zugestimmt hat, sondern hier auch ein aktiver Sparringpartner und Unterstützer ist. Wir werden bis 2025 etwa 65 Millionen Euro in eine noch umweltfreundlichere Energieerzeugung investieren und damit die CO2-Emissionen Berlins und ganz spezifisch Neuköllns um 25.000 Tonnen CO2 pro Jahr senken. Gleichzeitig kommt jeder Euro, den wir investieren, fast 1:1 der lokalen Wirtschaft und Wertschöpfung zugute. Denn wir produzieren die Wärme für unsere Kundinnen und Kunden hier direkt vor Ort in Neukölln.“
„Wir nehmen es sportlich“
Dr. Tanja Wielgoß, Vorsitzende des Aufsichtsrats der FHW Neukölln AG und zugleich Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG, betont: „Wir begrüßen die Entscheidung des Fernheizwerks Neukölln sehr. Damit schlägt die börsennotierte AG den gleichen Weg ein, den auch wir gehen. Wir nehmen es sportlich, dass die Umstellung auch auf Grund der nicht ganz so großen Dimensionen schneller umgesetzt sein wird als bei der Vattenfall Wärme. Was für mich zählt ist, dass die ohnehin sehr umweltfreundliche Berliner Fern- bzw. Stadtwärme damit ihren CO2-Fußabdruck jedes Jahr weiter verringert. Der große Vorteil unseres gemeinsamen Produkts wird damit erneut sehr deutlich: Die Kunden der Stadtwärme werden immer “grüner”, ohne sich selbst dafür anstrengen zu müssen. Und das Land Berlin kommt seinen Klimaschutzzielen ebenfalls wieder einen Schritt näher.“
Auch Abwärme aus der Industrie nutzbar
Im Jahr 2023 soll im Fernheizwerk der erste Kohlekessel außer Betrieb gesetzt und durch Gas-KWK-Anlagen ersetzt werden. 2025 folgen dann die beiden weiteren Kohlekessel durch die Umstellung auf eine 100%ige Holz-Pellets-Feuerung. Flankierend sollen neue gasgefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) errichtet werden, in denen Strom und Wärme gleichzeitig produziert werden. Diese Anlagen sollen auch den späteren Einsatz von grünem Wasserstoff ermöglichen. Die Integration industrieller Abwärme von Produktionsbetrieben aus dem Bezirk in das Wärmeversorgungssystem ist ein weiterer Baustein der „Strategie 2025“. Ein erster Vertrag hierzu kann mit einem Kaffeeproduzenten vor Ort in naher Zukunft unterzeichnet werden.
Im Idealfall werden diese Lösungen ergänzt um den Ausbau von Power-to-Heat-Lösungen, den Bau einer Solarthermie-Anlage und im besten Fall auch der Installation von Geothermie und Abwasserwärmepumpen. Im gesamten Umbauprozess der Wärmeversorgung Neuköllns ist das Zusammenspiel der städtischen und überregionalen Akteure ein wichtiger Erfolgsfaktor. Es wird eine Vielzahl an Lösungen angedacht, um sicher zu stellen, dass das Erzeugungsportfolio des Fernheizwerkes nachhaltig umgestellt werden kann. Gleichzeitig ist Neukölln damit ein Testfeld für Lösungen, die dann in größerem Maßstab andernorts umgesetzt werden können. Jüngstes Beispiel hierfür ist Power-2-Heat – zunächst in Neukölln in Verbindung mit einem Wärmespeicher installiert und seit letztem Jahr in Reuter West in Form von Europas größter Anlage dieser Art in Betrieb.
Über Fernheizwerk Neukölln
Die FHW Neukölln AG ist ein lokaler Wärmeproduzent mit 48 Mitarbeitern. Sie betreibt in Neukölln ein Netz von rund 100 km Länge und Wärmeerzeugungsanlagen mit einer installierten Leistung von fast 200 Megawatt. Sie versorgt in Neukölln etwa 40.000 Haushalte, zahlreiche Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen, wie das Rathaus Neukölln oder das Stadtbad. Am Standort des Unternehmens werden fünf Heißwasser- und zwei Dampfkessel für die Versorgung Neuköllns mit Fernwärme und Dampf betrieben. Zusätzlich produzieren acht Blockheizkraftwerke (BHKW) Strom und Wärme umweltschonend in Kraft-Wärme-Kopplung. Zwei dieser Anlagen wurden bereits 2014 auf die Nutzung von Biomethan umgestellt. 2015 wurde im FHW Neukölln Berlins größter Wärmespeicher und eine Power-to-Heat-Anlage eingeweiht. Der Wärmespeicher, ein ehemaliger Heizöltank, hat ein Speichervolumen von 10.000 Kubikmeter Heißwasser. Das reicht aus, um 5.700 Haushalte an einem kalten Wintertag mit Fernwärme zu versorgen. Die Vattenfall Wärme Berlin AG ist mit 81 Prozent der Anteile an der FHW Neukölln AG beteiligt. Der Rest befindet sich in Streubesitz.
Berlin im September 2020
FERNHEIZWERK NEUKÖLLN AKTIENGESELLSCHAFT
Der Vorstand
Pressemitteilung Kohleausstieg Neukölln.pdf (72 KB)
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